Hochschule Niederrhein Marketing studieren auf Französisch

An der Hochschule Niederrhein kann man Marketing auf Französisch und Deutsch studieren. Dazu gehört auch ein Aufenthalt in Frankreich. Die späteren Berufsaussichten sind vielfältig. Jedes Jahr startet eine kleine Gruppe ins Bachelor-Studium.

Deutsche und französische Studierende lernz gemeinsam "Internationales Marketing" in Colmar und Mönchengladbach.

Foto: Hochschule Niederrhein

Wirtschaftsstudiengänge in englischer Sprache gibt es inzwischen einige in der Region – sie sollen Absolventinnen und Absolventen bestmöglich auf den Einsatz in internationalen Unternehmen vorbereiten. Auch an der Hochschule Niederrhein gibt es mit „Sales and Marketing“ einen komplett englischsprachigen Bachelor – aber auch noch ein weiteres, besonderes Angebot: Der Studiengang „Internationales Marketing“ findet in Kooperation mit der Université de Haute-Alsace in Colmar in Frankreich statt; deutsche und französische Studierende lernen zunächst zwei Jahre gemeinsam in Mönchengladbach, dann geht die Gruppe für ein Jahr nach Colmar.

Voraussetzung für das Studium mit den Schwerpunkten Marketing und Internationales Management sind sehr gute Französisch-Kenntnisse auf dem Sprachniveau B2. Das erreicht man in der Regel durch mehrere Jahre Französischunterricht in der Schule oder den Abschluss eines bilingualen Gymnasiums oder, wenn im Elternhaus Französisch gesprochen wird. „Wir starten jedes Jahr nur mit einer kleinen Gruppe von etwa zehn Studierenden“, sagt Janina Biller aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein, die den Studiengang koordiniert. „Grundsätzlich muss man sagen: Möchte ich in Frankreich oder in einem französischen Unternehmen Karriere im Management machen, reicht es nicht aus, wenn ich sehr gut Englisch sprechen kann“, sagt Janina Biller. „Ich brauche die französische Sprachkompetenz und muss um kulturelle Besonderheiten wissen.“

Das Studium läuft wie folgt ab: Für die ersten vier Semester kommen die französischen Studierenden nach Mönchengladbach und lernen gemeinsam mit den deutschen Kommilitonen, anschließend geht die gesamte Gruppe für das fünfte und sechste Semester nach Colmar. „Neben betriebswirtschaftlichem Basiswissen stehen Volkswirtschaftslehre, Mathematik, Wirtschaftsrecht und Wirtschaftsinformatik ebenso auf dem Lehrplan wie Wirtschaftssprache Französisch sowie interkulturelle Kompetenzen“, erklärt Biller. Umgekehrt werden die französischen Studierenden in „Wirtschaftssprache Deutsch“ unterrichtet. Einige Veranstaltungen finden zudem auf Englisch statt. „In Colmar sind dann natürlich alle Veranstaltungen auf Französisch, und auch die abschließende Bachelorarbeit wird in Französisch geschrieben.“

Durch den kleinen Kreis entstehe gleich zu Beginn des Studiums ein gutes Gruppengefühl und ein starker Zusammenhalt zwischen den deutschen und französischen Studierenden. „Man kann sich helfen, schließlich sind zu Beginn des Studiums die französischen Studierenden in der Situation, sich im Ausland und auch in einem fremden Studiensystem zurechtfinden zu müssen – und im fünften Semester ist es dann umgekehrt“, so Janina Biller. Ob es um die Suche einer WG in Colmar geht oder um die Besonderheiten des französischen Studiums: In der zweiten Studienhälfte können die deutschen Studierenden auf die Hilfe ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen aus Frankreich setzen. „Gewöhnungsbedürftig ist etwa, dass in Frankreich mehr Prüfungen während des Semesters geschrieben werden. Anders als in Deutschland lernt man nicht ein halbes Jahr zu mehreren Themen und schreibt am Ende alle Prüfungen, sondern handelt ein Thema intensiv in vier bis sechs Wochen ab, schreibt dann eine Prüfung und geht zum nächsten Thema“, erläutert Biller. „Das ist für manche unserer Studierenden eine große Umstellung beim Lernen.“

Der binationale Bachelorstudiengang „Internationales Marketing" richtet sich an praxisorientierte Interessentinnen und Interessenten, die ein kompaktes betriebswirtschaftliches Studium mit den Schwerpunkten Marketing und International Management und internationaler Ausrichtung absolvieren möchten. „Mit sehr guten Sprachkenntnissen denken viele Schülerinnen und Schüler vielleicht erst in die Richtung Dolmetschen oder Übersetzen“, sagt Janina Biller. „Unser Klientel möchte seine Sprachkompetenz weiter ausbauen und gleichzeitig Marketing- und Management-Kenntnisse erlangen. Damit steht ein weites berufliches Spektrum offen, während man mit einem Studium in Richtung Übersetzen/Dolmetschen doch eher festgelegt ist.“ Absolventinnen und Absolventen könnten in Marketingpositionen in französischen Unternehmen in Deutschland arbeiten oder würden auch nach dem Jahr in Colmar in Frankreich bleiben. „Die Absolventinnen und Absolventen sind fachlich hervorragend ausgebildet, mehrsprachig, interkulturell kompetent und für den internationalen Arbeitsmarkt gut gerüstet. Sie haben, anders als bei klassischen Auslandsaufenthalten, ein Drittel ihres Studiums in einer gemischten Gruppe im Partnerland absolviert“, so Biller.

Eine andere Möglichkeit nach dem Bachelorabschluss ist es, den Master Internationales Marketing an der Hochschule Niederrhein anzuschließen, der ebenfalls ein Frankreich-Jahr umfasst. Er steht auch Bachelor-Absolventinnen und Absolventen anderer Wirtschaftsstudiengänge offen. Umgekehrt lässt sich auch jeder andere BWL- und/oder Management-Master an den deutsch-französischen Bachelor anschließen.

Der bilinguale Bachelor wird von der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH), einem Kooperationsnetzwerk aus deutschen und französischen Universitäten und Hochschulen, gefördert. So können die deutschen Studierenden auch bei ihrem Aufenthalt in Colmar auf eine Unterstützung setzen: Sie erhalten 300 Euro im Monat, zusätzlich können sie ein Stipendium über das Erasmus-Programm beantragen. Die Mission der Deutsch-Französischen Hochschule besteht vor allem darin, deutsch-französische Studiengänge zu initiieren, zu evaluieren und finanziell zu fördern. Die verschiedensten Fachrichtungen, von Ingenieurwissenschaften, Geistes- und Sozialwissenschaften über Naturwissenschaften, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften bis hin zur Lehrerbildung, sind vertreten. Seit dem vergangenen Jahr gibt es ein Netzwerk Deutscher-französische Studiengänge NRW. So kann man etwa „Deutsch-Französisches Recht“ an der Universität Münster studieren, Musikwissenschaft bilingual an der Folkwang Universität in Essen, Geschichte in einer deutsch-französischen Gruppe in Bochum, oder International Business Management an der Fachhochschule Dortmund.

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